Hallo Zusammen,
vielleicht gibt es jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist und kann mir den einen oder anderen Tipp geben.
Ich bin mit meinem Partner jetzt genau 6 Jahre zusammen. Er war damals alleinerziehender Vater. Die Tochter war damals knapp 2 Jahre alt, als ich sie kennenlernen durfte (wir haben uns damals viel Zeit gelassen und sind die ganze Sache sehr behutsam angegangen. Mein Partner und die Kindesmutter haben sich getrennt, als die kleine gerade mal 1 Jahr alt war - und es gab wirklich sehr viel Rosenkrieg und es sind viele schlimme Dinge noch während in der Beziehung passiert. Auch die Kindesmutter hat seit 6 Jahren einen neuen Partner.
Nun zu meinen Problemen:
Ich hatte bis vor ca 2 1/2 Jahren wirklich ein großartiges Verhältnis zu der Tochter meines Partners, da auch der hauptlebenspunkt bei uns ist, habe ich wirklich viel Zeit mit ihr verbracht. Wir haben sogar ein gemeinsames Hobby gefunden, wo wir wirklich eine wunderschöne Zeit zusammen hatten.
Vor 3 Jahren haben mein Partner und ich noch ein gemeinsame Kind bekommen und meine Bonustochter ist in ihrer Rolle als große Schwester vor stolz geplatzt. Es lief wirklich alles super.
Ca. 1 Jahr später hat die leibliche Mutter mit ihrem Partner auch noch ein Kind bekommen und kurz danach fingen bei uns die „Probleme“ an. Ich muss dazu sagen, dass schon vor und während meiner Schwangerschaft die leibliche Mutter kein gutes Haar an mir gelassen hat. Wir hatten leider oft die Situation, dass meine Bonustochter nach der Umgangszeit mit ihrer Mama weinend im Zimmer gesessen hat und völlig aufgelöst war. Nach behutsamen Nachfragen kamen Sätze wie: „Mama hat gesagt du bist eine böse Hexe die mir meinen Papa wegnimmt“ „Mama hat gesagt wegen die hat Papa mich nicht mehr lieb.“ „Mama hat gesagt, wenn das Baby da ist, bin ich euch egal.“ Es hat mir buchstäblich jedes Mal das Herz gebrochen sie so zu sehen und es hat jedes Mal Tage gedauert, bis sie sich beruhigt hat. Ich habe sie während der Schwangerschaft in allem einbezogen. Arztbesuche, Kleidung und andere Dinge für das Baby kaufen etc. Ich hab sie diesbezüglich auch um Meinung gefragt ob sie glaubt, dass es dem Baby gefallen könnte und sie war stolz wenn sie entscheiden durfte welches Stofftier das Baby bekommen soll zur Geburt. Auch nach der Geburt habe ich sie in fast allem miteinbezogen. Sie hat allen stolz erzählt, dass sie ihre kleine Schwester wickeln, füttern und mit ihr kuscheln konnte und dass ihre Bonusmama sie ganz viel helfen lässt. Es lief alles optimal. Ich habe mir auch immer die Zeit nur für sie alleine genommen, damit sie merkt, dass trotz der kleinen Schwester auch sie weiterhin wichtig ist. Wir haben mindestens zwei mal die Woche was alleine gemacht.
Jetzt ist es leider so, dass das wir seit 2 1/2 Jahren ein sehr angespanntes Verhältnis zueinander haben. Jedes Situation eskaliert völlig und ich bin mit meinem Latein am Ende. Egal was ich mache, sie beschimpft mich, sie gibt mir an allem die Schuld (Trennung der Eltern), sie ist aggressiv ihrer Schwester gegenüber und wenn ich sie um Dinge bitte, werde ich ausgelacht.
Sie hat auch angefangen zu lügen und hat schon im Einkaufsladen geschrien „Ich sage Mama und Papa dass du mich schlägst und mir nichts zu essen gibst“ - ich muss wohl nicht weiter erläutern, was das für ein Schock diese Situation für mich war. Sie will auch nicht mehr das gemeinsame Hobby machen ; es soll alles nur Papa machen und ich solle gefälligst kochen und die Wäsche waschen ; das tue schließlich eine Putzfrau. das schlechte Verhalten mir gegenüber guckt sich meine leibliche Tochter (3J) natürlich ab. Was die ganze Sache wirklich nicht einfacher macht.
Um den ganzen auch noch ganze abzurunden, es gab auch mehrere Vorfälle in der Grundschule. Viele Gespräche etc. Egal wie wir versuchen ihr zu helfen, sie blockiert und wird aggressiv, verletzt sich selbst, macht Sachen Kaputt und wird aggressiv ihrer Schwester gegenüber.Vorweg, ich liebe diese Kind wie mein eigenes Kind. Aber ich bin wirklich am Ende meiner Kräfte.
mein Partner weiß auch nicht mehr weiter. Und die Kindesmutter hat anfangs die Ganze Angelegenheit ins lächerliche gezogen. Mittlerweile waren wir auch schon bei eine Kinderpyschologin, allerdings wurde hier nur angemerkt, dass eine konzentrationsschwäche besteht. allerdings bin ich der Auffassung, dass es nicht daran liegen kann, warum mein Bonuskind so ein Verhalten mir und ihrer Schwester gegenüber an den Tag legt.
Weil laut Aussage der Kindesmutter, wäre bei ihr alles gut, bis auf normale Konflikte bezüglich Hausaufgaben oder Zimmer aufräumen.
Ich entschuldige mich aufrichtig für den langen Text, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Guten Morgen,
mein erster Kommentar war emotional. Ich habe anschließend noch etwas mehr nachgedacht, auch über den Post mit dem Hinweis, Beratungsstellen aufzusuchen.
Eins vorweg – ich bin ein großer Fan von Chancengleichheit. Ich erziehe mein eigenes Kind zur Selbstständigkeit und möchte, dass es unabhängig von mir ist.
Meiner Meinung nach ist das Einzige, was bei Patchwork hilft, resilient zu werden/sein. Damit grenzt man sich als Bonusmutter von den Schwierigkeiten der beiden Elternteile ab und lässt auch die Themen, das Bonuskind betreffend, leichter an sich abprallen.
Nur steht diese Resilienz im Widerspruch zu dem, wie Menschen sind (meine These). Nämlich, dass den meisten Menschen Kinder eben nicht egal sind. Auch ich möchte das Beste für mein Bonuskind. Aber wenn ich sehe, wie die Mutter drauf ist – in psychiatrischer Tagesklinik, hat Legasthenie, ist arm … frage ich mich schon, wieso sie die beste Person ist, die das Kind erzieht und die quasi alles vorgibt: Wann das Kind da ist, ob es mit den Urlaub fährt, wie Weihnachten gefeiert wird etc.
Da würden ganz konkrete Hilfen besser wirken: Mutter hat Legasthenie und liest dem Kind nicht vor? Hilfe: Jemand muss mit dem Kind aktiv an der Sprache und am Wortschatz arbeiten. Alle zwei Wochen für zwei Tage kann ich nichts ausrichten.
Wie man da nicht verzweifeln kann, weiß ich auch nicht ;D
Hallo KP,
wie schön, dass Sie den Weg zu uns ins Forum gefunden haben. Als eine der Moderator*innen heiße ich Sie herzlich Willkommen und freue mich, dass Sie diesen Thread hier beleben und Ihr Mitgefühl äußern.
Ich stimme Ihnen zu, (Patchwork-) Familienleben ist nie andauernd leicht und Vorstellungen und Realität weichen oft voneinander ab. Umso besser ist es, wenn Eltern miteinander in den Austausch kommen und ich freue mich, dass das Forum dazu Raum bieten kann und Sie dies nutzen.
Eine interessante Idee mit dem Coaching. Machen Sie alle bitte stets Werbung für Familienberatungsstellen, denn natürlich schreiben wir uns Unterstützung von jegliche Familienkonstellationen auf die Fahne - ob zusammenlebend, alleinerziehend oder in Patchwork. In manchen Städten gibt es zum Beispiel Angebote wie "Kinder im Blick" (KiB), die ganz gezielt für getrennt lebende Eltern sind. Aber auch im Einzelsetting ist Unterstützung möglich.
Also an alle Mitlesenden: Scheuen Sie nicht den Weg zur Familienberatungsstelle und nutzen Sie die Möglichkeit des Austausches - Werbeblock beendet :)
Viele Grüße
bke-Betty Vlok
Hallo zusammen, ich habe mich in einem anderen Thema bereits an die Mailberatung gewandt, aber ich möchte ich Zeit nutzen, dir, SinaH92, zu sagen, du bist nicht allein! Ich fühle all das beschriebene genau so und erlebe es genau so. Ich kann mir vorstellen, dass es als Alleinerziehende extrem anstrengend und schwierig ist, aber das gibt der Kindsmutter doch nicht das Recht, ständig so Böcke zu schießen. Geld nimmt man gern vom Kindsvater, aber allen Entscheidungen solle doch bitte immer zugestimmt werden. So funktioniert es halt nicht. Meiner Meinung müssen da Alleinerziehende auch gecoacht werden. Es gibt immer mehrere Gründe, wieso man sich trennt. Und wenn man ein Kind zusammen hat, hat man auch eine Verantwortung. Und die teilt man sich in den meisten Fällen nun mal mit einer anderen Person. That's life. Früher habe ich die Vorstellung einer Patchwork Familie sehr romantisiert, heute bin ich leider gefangen in diesem Konstrukt und bereue die meiste Zeit mein Leben. Ich hoffe, dass diese Phase in meinem Leben schnell vorbeigeht. Ideen für einen besseren Umgang habe ich nicht, weil es leider auf die Kindsmutter ankommt und da kommt man nicht ran. Meine Lösung ist daher immer, wenn das Stiefkind da ist, abzuhauen und den Kontakt so gering wie möglich zu halten.
Hallo SinaH,
wow, ich bin beeindruckt von Ihrer Offenheit und dem Willen, etwas zu verändern. Das ist nicht selbstverständlich. Ich freue mich für Ihre Bonus-Tochter, dass Sie am Ball bleiben! Den Weg zu einer Familienberatung zum Beispiel in einer Beratungsstelle befürworte ich ebenfalls.
Sie erwähnen, dass es Bewegungen gab und Kompromisse getroffen wurden, jedoch nach einigen Tagen wieder die alten Muster griffen. Muster sind wirklich gemein und schwer zu durchbrechen, je nach dem, wie hart sie mittlerweile sind. Umso wichtiger ist es, diese wahrzunehmen und ggf. auch die Auslöser zu erkennen und Verhaltensvariationen auszuprobieren. Ihre Neugier und Ihr Mut werden Ihnen da sicherlich dienlich sein! Vielleicht mögen Sie in der Mail-Beratung oder in der Familienberatungsstelle dies bzgl. auf Forschungsarbeit gehen, ich denke hier im Forum könnte dies doch zu persönlich werden.
Liebe Eltern da draußen: Die Falle der Muster kennen wir doch sicherlich alle! Haben Sie Ideen und Tipps, was Sie machen, wenn der Autopilot droht?
Viele Grüße
bke-Betty Vlok
(Vorstellung meinerseits erfolgt bald, ich gehöre ebenfalls zum bke-Team 😊)
Hallo Hana,
tatsächlich ist es so, dass der Kontakt zwischen meinem Partner und der leiblichen Mutter phasenweise sehr angespannt ist. Leider bekommt meine Bonustochter diese Spannungen oft mit und mein Partner gibt sich die größte Mühe mit der Mutter auf elterliche Ebene vernünftig zu kommunizieren. Oft wird von der leiblichen Mutter uns die Wörter im Mund verdreht und sie provoziert oft Streitereien. Das führt leider auch dazu, dass mein Partner und ich aneinandergeraten - allerdings „streiten“ wir nur, wenn die Kinder nicht zu Hause sind. Die beiden Eltern mussten nach dem letzten Rechtstreit auch eine Mediation beginnen, nur leider trägt diese nicht die gewünschte Ruhe, da die leibliche Mutter mit allen Mitteln versucht ihren Willen durchzusetzen. Mein Partner muss immer klein bei geben und soll alles so hinnehmen was die Mutter verlangt. Das führt oft zu Frustrationen.
Mein Partner liebt und behandelt beide Kinder gleichermaßen. Er versucht bei meiner Bonustochter den diplomatischen Weg zu gehen, indem er ihr kindgerecht erklärt, dass ihr Verhalten nicht der richtige Weg ist und versucht dann mit mir und meinem Bonuskind Kompromisse zu finden. Allerdings hält das ganze nur für wenige Tage an und wir (meine Bonustochter und ich) verfallen in alte Muster. Auch haben wir schon darüber nachgedacht eine Familientherapie zu machen, weil die aktuelle Situation ist weder für beide Kinder noch für meinen Partner und mich schön.
Hallo SinaH
wenn ich es richtig gesehen habe, schreiben Sie das erste Mal bei uns im Elternforum?! Ich bin eine der Moderator*innen hier und heiße Sie erstmal ganz herzlich Willkommen und bedanke mich für Ihren Beitrag.
Sie haben geschildert, dass Sie seit 6 Jahren mit Ihrem Partner zusammen sind, dessen Tochter etwa 1 Jahr alt war, als dieser und die Mutter sich trennten. Das Kind, so habe ich es verstanden, hat ihren Lebensmittelpunkt beim Papa und bei Ihnen. Vor etwa 3 Jahren haben Sie „Zuwwachs“ bekommen und etwa 1 Jahr später bekam die leibliche Mutter, die ebenfalls seit 6 Jahren einen neuen Partner hat, ihr zweites Kind. Sie haben außerdem beschrieben, dass die Trennung Ihres Partners und der leiblichen Mutter damals überaus problematisch verlief und auch, dass Ihre Bonustochter nach Umgangskontakten mit der leiblichen Mama zeitweise verstört zu Ihnen zurückkam. Durch behutsames Nachfragen Ihrerseits erzählte sie dann von Negativbotschaften der Mama die sie belasten.
Die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Stieftochter und zwischen den Halbschwestern empfanden Sie bis vor etwa 2,5 Jahren als sehr gut, seitdem hat sich das Miteinander, so konnte ich Ihrem Post entnehmen, in eine negative Richtung verändert die sie belastet und in mehrfacher Hinsicht besorgt.
Beim Lesen kamen mir ob des Verlaufs der vergangenen Jahre mit den vielen Veränderungen und der von Ihnen beschrieben herausfordernden familiären Konstellation einige „Puhs“ über die Lippen und ich dachte: Das ist wirklich herausfordernd!
Auf Sie geschaut kann ich gut verstehen, dass Sie die beschriebene Lage bedrückt, Sie um die über mehrere Jahre andauernde gute Beziehung trauern und an dieser Stelle nicht mehr recht weiterwissen. Beeindruckt bin ich von Ihrer, so wirkt es auf mich, Zugewandtheit dem Kind gegenüber, Ihrem Interesse und Ihrem Bemühen sie und ihr Verhalten zu verstehen, um sie bestmöglich unterstützen zu können.
Mein besonderer Blick gilt Ihrer Stieftochter, bzw. Bonustochter, die in ihren 8 Lebensjahren wirklich schon sehr viel er- und durchlebt hat, mit vielen neuen Situationen konfrontiert war. Das stelle ich mir für das Kind als überaus herausfordernd vor. Beim Lesen Ihrer Schilderungen bekam ich das Gefühl, dass das Kind da einfach nicht mehr so richtig mitkommt und nicht weiß, wie sie das meistern soll. Eine Hypothese wäre, dass sie in ihren beiden Patchworkfamilien mit den zerstrittenen leiblichen Eltern und den hinzugewonnenen Bonuseltern sowie zwei Halbgeschwistern nicht weiß wo jetzt ihr Platz ist und deshalb sehr verunsichert ist. Außerdem scheint sie in einem enormen Loyalitätskonflikt zwischen den Erwachsenen zu stehen, der sie natürlich überfordert, so ähnlich haben Sie es ja bereits mit anderen Worten dargestellt.
Sie haben in ihrem Post einiges zu dem Kind gesagt, über Ihre eigene Perspektive/ Ihr Verhalten und sich kritisch zu der leiblichen Mutter und deren Agieren geäußert. Mir ist aufgefallen, dass der Vater des Kindes, Ihr Partner, in Ihren Beschreibungen nur wenig Raum einnimmt. Ich habe mich gefragt, wie er sich gegenüber seiner älteren Tochter verhält? Wie betrachtet er die aktuelle Situation und wie positioniert er sich wem gegenüber? Wie steht bzw. geht er mit der leiblichen Mutter in Kontakt? Wie sprechen Sie beiden gemeinsam über die Gegebenheiten?
Ihnen möchte ich empfehlen, sich an dieser Stelle neben dem Austausch im Elternforum weitergehende Hilfe zu suchen, um auf die Belange des Kindes, Ihre eigenen Sorgen (auch um den Kontakt zwischen Ihrer Bonustochter und Ihrer leiblichen Tochter) und ihre Rolle als Bonusmama/Mama zu schauen. Haben Sie schon eine Mailberatung? Ansonsten könnte diese eine gute Möglichkeit der weiteren und tieferen Beleuchtung bieten. Außerdem hätten Sie dort einen eigenen Raum für sich. Auch eine Erziehungsberatungsstelle in Ihrer Nähe wäre eine gute Anlaufstelle. Diese könnten Sie auch gemeinsam mit Ihrem Partner aufsuchen.
Aus meiner Sicht wäre es besonders ratsam, wenn die leiblichen Eltern des Kindes sich gemeinsam auf den Weg machen würden, um sich beraten zu lassen und "aufzuräumen". Das würde ich deren gemeinsamen Tochter wirklich wünschen, damit sie wieder Stabilität und Orientierung bekommt und dadurch vielleicht zur Ruhe kommen darf. Auch hier stehen Erziehungsberatungsstellen zur Verfügung.
Nun wünsche ich Ihnen erstmal einen guten Austausch mit Eltern im Elternforum und freue mich, Sie wieder zu lesen
Viele Grüße
bke-Hana Blum